Am 9. März 2025 war die Sonderpädagogin und Kriminologin Dr. Lisa Tölle von der Universität zu Köln zu Gast im Demokratieforum Hattingen. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbund – Forschungsprojekts RaisoN der Kölner Universität und der Technischen Hochschule Köln erforscht sie Verschwörungsideologien und ihre Auswirkungen auf den sozialen Nahraum (https://www.th-koeln.de/angewandte-sozialwissenschaften/neues-forschungsprojekt-zu-radikalisierungsprozessen-durch-verschwoerungsideologien_102231.php). So lautete auch der Titel ihres Vortrags: Verschwörungsideologien und ihre Auswirkungen auf den sozialen Nahraum.
Bevor Lisa Tölle die quantitativen und qualitativen Ergebnisse des Forschungsprojekts erörterte, berichtete Heiko Koch von der Koordinations- und Fachstelle der PfD-Hattingen über die lokale Szene der VerschwörungsanhängerInnen, die seit Ende 2021 jeden Montag durch Hattingen demonstriert. Er zeigte die teils rechtsextremen Narrative und organisatorischen, wie personellen Strukturen auf, die sich auf den über 160 Demonstrationen, über 100 Kundgebungen an der Nierenhoferstraße und in den Telegram-Gruppen des Milieus abzeichnen.
Lisa Tölle erläuterte in ihrem Vortrag die Geschichte, Bedeutung und Verbreitung der aktuellen Verschwörungserzählungen. Sie berichtete über die Prozesse der Radikalisierung, die Menschen bei An- und Übernahme dieser anti-demokratischen und enorm polarisierenden und spaltenden Erzählungen durchlaufen. Und sie berichtete über die daraus sich entwickelnden Verwerfungen und Zerwürfnisse, die dies in der Familie, der Verwandtschaft, im Freundes- und Bekanntenkreis mit sich bringt.
In der anschließenden Diskussion brachten einige BesucherInnen ihr eigenen Erfahrungen und Erlebnisse mit dem Abgleiten von FreundInnen und Bekannten in eine toxische und demokratiefeindliche Parallelwelt ein. In der Diskussion wurden unterschiedliche Ideen erörtert, wie im privaten Bereich solchen Entwicklungen zu begegnen sei. Dies viel den Versammelten dabei einfacher, als die Entwicklung von Ideen wie auf kommunaler Ebene Verschwörungsideologien zu begegnen sei.
Anbetracht der seit fast dreieinhalb Jahren durch Hattingen marschierenden, teils offen sich demokratiefeindlich äußernden Verschwörungsgläubigen war dies eine mehr als nötige Informations- und Diskussionsveranstaltung.
Ein großes Dankeschön an die qualifizierte Referentin.