Flucht und Migration

Flucht und Migration

Ein Schulprojekt von Schülerinnen und Schülern des Berufskollegs Hattingen,

im Rahmen der Partnerschaft für Demokratie, gefördert mit Mitteln aus dem Bundesprogramm Demokratie leben!

 

Migration ist unter anderem dadurch geprägt, dass sich der persönliche Fokus auf die Zielgesellschaft konzentriert: Wo und wann kann ich einen Deutschkurs belegen? Welche Formalitäten muss ich erledigen? Wo kann ich Hilfe erhalten? Welche beruflichen Möglichkeiten habe ich? Wie, wo und ab wann kann mein Kind beschult werden?

Das Ankommen in der Zielgesellschaft bedeutet gleichzeitig, dass zunächst nicht nur das eigene soziokulturelle Erbe, sondern ein Großteil der eigenen Identität weit in den Hintergrund rückt.

 

Jugendliche, wie die Schülerinnen und Schüler am Berufskolleg Hattingen trifft dies besonders eklatant. Aufgrund ihrer Altersstruktur, 16 bis 19 Jahre, waren sie bereits stark in ihrem Heimatland verwurzelt. Sie haben eine Ich-Identität entwickelt, der sie sich bewusst sind. Ihre soziokulturelle – teilweise eigenständige – Teilhabe im Herkunftsland wurde bewusst von ihnen wahrgenommen. Nun ist ihr (Schul-)Alltag davon geprägt, Deutsch zu lernen, sich mit den hiesigen soziokulturellen Gepflogenheiten vertraut zu machen und die eigenen Handlungen danach auszurichten. Es entsteht ein Gefühl der Wertlosigkeit: Kaum etwas von dem was ich kann, gelernt habe oder eine Norm darstellte, hat in der Zielgesellschaft einen Wert, beziehungsweise wird positiv berücksichtigt. Das Hirn arbeitet täglich auf Hochtouren, sowohl in Bezug darauf, eine neue Sprache zu erlernen, als auch in Bezug darauf, neue soziokulturelle Norm- und Wertvorstellungen zu adaptieren.

 

Das Schulprojekt Flucht und Migration soll den Gefühlen der Wertlosigkeit und Überforderung entgegenwirken. Die Jugendlichen haben die Möglichkeit erhalten sich intensiv mit ihrer eigenen Migrationsgeschichte auseinanderzusetzen und diese künstlerisch darzustellen. Ursprünglich war nicht angedacht, dass die künstlerische Darstellung textbasiert erfolgt. Doch im Laufe des Reflexionsprozesses haben die Jugendlichen festgestellt, dass sie primär Möglichkeiten für ihre Zukunft beleuchten wollen, statt dem Wieso, Weshalb, Warum der Vergangenheit. Der Kernbestandteil ihrer Zukunft sei die deutsche Sprache, da sie der Dreh- und Angelpunkt in Bezug auf gesellschaftliche Teilhabe sei. Aus diesem Selbstverständnis heraus entschieden sich die Jugendlichen gegen ein klassisches Kunstprojekt (Malerei) zugunsten einer, ihrem Leistungsstand entsprechenden, textbasierten Fotoportraitarbeit.